das progressive Lager versteht Geschichte als unabgeschlossenen Emanzipations– und Moralisierungsprozess. Jede Ungleichheit ist Diskriminierung, alles wird moralisiert, Repräsentation diversifiziert, jede Mehrheit ist verdächtig, Klimaschutz die Rettung vor der Apokalypse und Antirassismus Minimalkonsens.
dieses Lager besetzt die akademische Öffentlichkeit: Universitäten, Kulturinstitutionen, urbane Zentren – fühlt sich intellektuell überlegen, aber trotzdem permanent bedroht. Es spricht von Inklusion und Solidarität, wirkt aber jenseits seiner Milieus oft exklusiv und selbstgerecht.
das konservative Lager sieht in der Gegenwart einen Werte- und Kontrollverlust, den das progressive Lager zu verantworten hat. Migration bedeutet hier grenzenlose Einwanderung, Gender die Auflösung biologischer Gewissheiten, Klimapolitik den Übergriff technokratischer und alarmistischer Eliten auf den Alltag. Dieses Lager will nicht nur konservieren, sondern eine Re-aktion starten: Nationale Souveränität statt Brüssel, kulturelle Identität statt Diversitätszwang, gesunder Menschenverstand statt akademische Sprachpolizei.
dieses Lager besetzt zunehmend die populäre Öffentlichkeit: Stammtische, soziale Medien, periphere Regionen – fühlt sich als werteorientiertes Korrektiv gegen eine als übergriffig empfundenene Moralpolizei. Dabei unterminiert es selbst schnell jene Freiheit, die es gegenüber dem progressiven Lager vorgeblich verteidigen will.